Fachkräftemangel

Viel leisten mit wenig Personal

Fachkräftemangel

Viel Nachfrage, wenig Personal: Das ist in diesen Tagen die besondere Herausforderung, schließlich gäbe es gerade in Hotellerie und Gastronomie nach schwierigen Corona-Monaten einiges aufzuholen. Was also tun? Aus der Not heraus entstehen ja manchmal die verrücktesten Ideen. Zum Beispiel die Oma einfach wieder den Kuchen backen oder das Schnitzel braten lassen – gerade in kleinen Betrieben ohnehin der altbekannte Retter in der Not…

Omas in die Backstube

Werfen wir einen Blick über den Tellerrand hinaus zu unseren österreichischen Nachbarn, finden wir tatsächlich ein Beispiel, wo genau diese Idee im größeren Stil sogar zum erfolgreichen Markenzeichen wurde: in der Vollpension, einem Kaffeehaus in Wien. Getrieben von fehlendem qualifiziertem Personal und der bitteren Erkenntnis, dass der eigene Kuchen nicht mehr lecker genug war, steckten die beiden Unternehmer Mike Lanner und Moriz Piffl 2015 ihre Köpfe zusammen und hatten einen Geistesblitz: Warum nicht auf Omas Backkünste setzen? Die backen doch die besten Kuchen. Das Konzept der Vollpension, wo Senioren backen, die wissen, wie’s geht, war geboren. Aus einem Pop-up-Lokal und einem rollenden Backshop entwickelte sich in den vergangenen sieben Jahren so ein kleines Kuchenimperium, das auf Erfahrung, Leidenschaft und frischem Unternehmergeist fußt. Das kam so gut an, dass es seither keine Probleme mehr gab, fleißige Hände zu finden. Als 2019 wieder einmal Senioren gesucht wurden, hätten sich innerhalb kürzester Zeit 350 ältere Semester mit Backerfahrung gemeldet, erzählen die Geschäftsführer. Ein Segen ist dabei der soziale Effekt. Wer arbeitet, hat Kollegen und entrinnt der Einsamkeit. Zudem kommen Jung und Alt in Kontakt, Wissen wird weitergegeben. Und auch die Zahlen dieser süßen Erfolgsgeschichte können sich sehen lassen: Pro Jahr werden in der Vollpension mittlerweile 200 000 Gäste gezählt, 80 Mitarbeiter stehen in Lohn und Brot – und Kuchen.

Jeder Vierte ist gegangen

Von so vielen arbeitswilligen Bewerbern können die meisten Branchenkollegen nur träumen. Aus Hotels hört man sogar, dass derzeit mangels Personal ganze Etagen geschlossen bleiben müssen – trotz Nachfrage. Und in kleineren Restaurants macht das Küchenteam dann eben schnell auch noch gleich den Service mit. In manchen Bereichen hat rund jeder vierte Beschäftigte der Branche den Rücken gekehrt. Und der Trend ist noch nicht gestoppt. Ob der ein oder andere zurückkommt? Ungewiss. Und das Problem trifft eben nicht nur Hotellerie und Gastronomie mit ihren zusätzlich herausfordernden Arbeitszeiten, sondern auch Gemeinschaftsverpfleger, bei denen bei Stellenausschreibungen auch schon länger immer weniger Fachkräfte auf der Matte stehen. Und jetzt? Jetzt braucht es das, was es in schwierigen Zeiten immer schon gebraucht hat: gute Ideen und Pioniere! Wir hätten da ein paar zusammengestellt…