Was hat der Kaiser mit dem Schmarrn zu tun?

Kaiserschmarrn mit Kompott auf weißem Teller

Mmmh, Kaiserschmarrn mit Zwetschgenröster – einfach köstlich! Vor allem in Österreich ist die in Stücke zerteilte Süßspeise beliebt. Schließlich kommt sie daher: Der Teig aus Mehl, Eiern, Milch und etwas Zucker wird besonders locker, wenn die Eier getrennt werden und das steif geschlagene Eiweiß zum Schluss unter den Teig gehoben wird.

Diesen brät man in einer Pfanne mit Butter, bis die untere Seite fest ist. Dann wird er mit dem Kochlöffel oder Pfannenwender zerteilt und gewendet, bis alles gar ist. Der fertige Kaiserschmarrn wird traditionell mit Puderzucker bestreut und mit Zwetschgenröster serviert. In manchen Varianten karamellisiert man ihn auch und gibt Rosinen oder Mandeln hinzu. Aber woher hat die leckere Köstlichkeit ihren Namen? Darum ranken sich viele Mythen.

 

Aus dem Italienischen übernommen?

Im Sprachgebrauch bedeutet „Schmarrn“ schlicht „Unsinn“. Und so wurde früher im alpenländischen Gebiet ein Arme-Leute-Essen auch Schmarrn genannt: Milch, Mehl und Eier gab es auf Bauernhöfen eigentlich immer – und so ließ sich mit wenigen Zutaten schnell und preiswert eine leckere Mahlzeit zubereiten. Oft wurde der Schmarrn über offenem Feuer gebraten und in Stücke zerteilt, damit gleich mehrere Personen aus einer Pfanne essen konnten.

Auch in Südtirol aß man Schmarrn. Er wurde von Haus zu Haus unterschiedlich zubereitet. Im Italienischen sagte man dazu „a la casa“ – „nach Art des Hauses“. Und so kann es sein, dass aus „Schmarrn a la casa“ irgendwann der „Kaiserschmarrn“ wurde. 

Kaiserschmarrn mit Kompott in Pfanne Erfunden haben den Kaiserschmarrn ganz klar die Österreicher

Ein Missgeschick des Küchenchefs?

Viel schöner sind jedoch die Kaiserschmarrn-Geschichten rund um Kaiser Franz Josef I. (1830–1916). Eine erzählt davon, dass der Kaiser Palatschinken zum Dessert liebte. Einmal war dem Koch dieser nicht gut gelungen – er war zu dick geraten und zerrissen. In seiner Not richtete der verzweifelte Küchenchef das Dessert mit Rosinen und reichlich Puderzucker an. Die Hofdiener nannten seine Kreation spöttisch „Kaiserschmarrn“ – abgeleitet von „a Schmarrn, des am Kaiser zu servieren“.

Eine andere Version der Geschichte sagt, dass der Koch so wütend über sein Missgeschick mit dem Palatschinken war, dass er eine Servierglocke darüberstülpte und die Küche verließ. Der Diener glaubte, das Gericht sei fertig zum Servieren und setzte dem Kaiser das verunglückte Dessert vor. Der soll gefragt haben: „Was ist denn das für ein Schmarrn?!“, und geistesgegenwärtig soll der Diener geantwortet haben: „Majestät, das ist ein Kaiserschmarrn.“

War Sissi auf Diät?

In einer anderen Anekdote hatte der Leibkoch Leopold für den Kaiser und seine Frau Sissi einen zerteilten Palatschinken mit Zwetschgenröster zubereitet. Der figurbewussten Dame war die Speise allerdings zu reichhaltig – und so aß der Kaiser auch ihre Portion mit den Worten „Geben Sie mir halt den Schmarrn her, den unser Leopold da wieder z’sammkocht hat.“ 

Ein Witz des Kaisers?

Andere berichten davon, dass der Kaiser auf einer seiner Jagden vom Weg abgekommen war und am Abend Unterkunft in einem Bauernhaus gefunden hatte. Aus vorhandenen, bescheidenen Zutaten machte die Bäuerin eine Mahlzeit und entschuldigte sich, dass es nur ein Schmarrn sei. Der Kaiser soll aber den Geschmack gelobt und amüsiert gesagt haben: „Ja, ein richtiger Kaiserschmarrn!“.
Suchen Sie sich einfach die Geschichte aus, die Ihnen am besten gefällt. Wer auch immer dem Kaiserschmarrn seinen Namen gegeben hat – Hauptsache ist doch, dass das leckere Dessert seinen Weg aus der alpenländischen Küche hinaus in die ganze Welt gefunden hat. So kommt heute nicht mehr nur der Kaiser in den Genuss des typisch österreichischen Schmankerls.