"Was plagt ihr euch und quält euch ab mit tausend schwierigen Sachen? In Eckernförde, da haben wir es raus, aus Silber Gold zu machen." Dieser überlieferte Spruch der Eckernförder Räuchereien bezieht sich nicht wirklich auf die Edelmetalle, sondern auf einen kleinen Fisch: die Sprotte. Diese glänzt nämlich im Wasser silbern, nimmt beim Räuchern aber eine goldene Farbe an.
Der Name täuscht
Der Name "Kieler Sprotte" spricht für sich? Falsch gedacht! Die Ortsangabe im Namen ist historisch gesehen nicht ganz korrekt. Kieler Sprotten wurden ursprünglich in Eckernförde, circa 25 Kilometer nordwestlich von Kiel, gefangen und in den umliegenden Räuchereien geräuchert. Als es noch kein gut ausgebautes Transportnetz gab, wurden die Holzkisten mit den Sprotten erst am nächstgelegenen Kieler Bahnhof mit einem Versandstempel ausgestattet – mit der Aufschrift "Kieler Hauptbahnhof" als Herkunftsangabe. Von da aus traten sie dann ihren Weg in allerlei europäische Länder an. Und wurden weit verbreitet unter dem Namen "Kieler Sprotten" bekannt. Echte Kieler Sprotten müssen also nicht aus Kiel, zumindest aber aus dem Großraum der Kieler Bucht stammen.
Nur echt über Buchen- und Erlenholz
Traditionell werden die Sprotten über Buchen- und Erlenholz geräuchert. Das Buchenholz sorgt für die Hitze und die Erle produziert den Rauch, der den Fischen ihre goldgelbe Färbung verleiht. In den letzten Jahrzehnten hat sich das Geschäft mit den Sprotten jedoch stark verändert. Wurden die Sprotten früher nur in heimischen Gewässern gefangen, so kommen die Fische heute meistens aus Skandinavien. Das Räuchern übernehmen heute weitgehend moderne Maschinen und nicht mehr die alten Räucheröfen. Die "echten" Kieler Sprotten stellen heute nur noch wenige Räuchereien in Eckernförde her.
Mit Kopp un Steert
Kieler Sprotten können theoretisch unausgenommen – inklusive Kopf, Schwanz und Gräten ("mit Kopp un Steert") – verzehrt werden. Üblich ist es aber, den Kopf und den Schwanz nicht mitzuessen, getreu dem Motto "Kopp un Steert sünt nix weert". Am besten schmecken sie, wenn sie gerade erst aus dem Räucherofen gekommen sind.
Übrigens: Nicht nur der Fisch wird "Kieler Sprotte" genannt, auch die alteingesessenen Einwohner Kiels tragen scherzhaft diesen Beinamen.