Seit 55 Jahren in aller Munde

Ravioli, Mehl, selbstgemacht

Sonne, Strand und Meer … Ende der 50er- und Anfang der 60er-Jahre war das Fernweh der Deutschen groß. Vor allem Italien hatte es ihnen angetan. Als der Wohlstand der Bundesbürger nach dem Krieg wuchs und immer mehr Menschen ein Auto – meist einen VW Käfer – besaßen, fuhr man mit diesem in den Ferien vollbepackt über die Alpen nach Bella Italia.

Für diese Auslandsreise wurde das ganze Jahr gespart. Und auch während des Urlaubs achtete man aufs Geld. Man übernachtete auf Campingplätzen mit Zelt und Luftmatratze, um teure Hotelkosten zu sparen. Und so nahm man auch die Verpflegung meist mit in den Urlaub: Dutzende Maggi-Dosen „Eier-Ravioli in Tomatensoße“ waren immer dabei, um sie mit dem Campingkocher aufzuwärmen.

 

Das erste Nudel-Fertiggericht in der BRD

Maggi erfand 1958 als Reaktion auf den Massentourismus die mit Paniermehl und Schweinefleisch gefüllten Ravioli. Sie waren das erste Nudel-Fertiggericht in Deutschland. Weil die meisten deutschen Haushalte damals noch nicht über einen Kühlschrank verfügten, wurden die Ravioli in Dosen angeboten.

In italienischen Küchen nutzte man Ravioli vor allem, um die Reste des Vortags damit zu füllen und so eine neue, köstliche Mahlzeit zu zaubern. Maggi griff die Idee auf, fügte Tomatensauce hinzu – und fertig war das sogenannte „Nassfertiggericht“, das vor dem Verzehr einfach nur erwärmt werden musste. 

Was wäre das Leben ohne Ravioli, Mirácoli und Co.?

Bei den deutschen Italien-Touristen kam die Dose gut an. Dieser große Erfolg ließ Wettbewerber nicht ruhen: Der US-Konzern Kraft konterte 1961 mit einem „Trockenfertiggericht“ namens Mirácoli, das auf der italienischen Trendwelle mitschwimmen sollte. Das funktionierte: In den 80er- und 90er-Jahren hatte jeder Student Mirácoli im Schrank. Und immer mehr italienische Produkte fand man zu der Zeit im Supermarkt. Parallel schaffte es schließlich auch die Pizza, in der Bundesrepublik berühmt zu werden.

 

Autor: Richard S. Beerbaum