Vom Gebildbrot zur Kräuterprinte

Aachener Printen sind vor allem an Weihnachten beliebt

Aus der Weihnachtszeit sind Aachener Printen nicht mehr wegzudenken. Und das nicht nur in der Domstadt selbst. Wer über den Weihnachtsmarkt schlendert, dem steigt der typische Duft nach Anis, Kardamom und Zimt schon von Weitem in die Nase. Ob als schlichte Kräuterprinte, mit Zuckerguss oder Schokolade überzogen, mit eingebackenen Nüssen oder mit Mandeln garniert ­– die Vielfalt der Kreationen lässt garantiert keine Wünsche offen.

 
Aachener Printen mit verschiedenen Glasuren Echte "Aachener Printen" müssen aus Aachen oder Umgebung stammen

Geschützte Herkunftsbezeichnung

Die würzigen Gebäckstücke werden meistens in Form von langen Täfelchen angeboten. Sie dürfen sich aber nur dann "Aachener Printen" nennen, wenn sie auch wirklich aus Aachen oder den umliegenden Orten Roetgen, Alsdorf, Stolberg, Würselen oder Baesweiler stammen. Der Begriff ist von der EU geschützt. Printen, die woanders hergestellt werden, sind einfach nur Printen und eben keine "Aachener Printen". Selbst wenn sie von einem Aachener Bäckermeister gebacken werden. In Aachen und Umgebung stellen die Printenbäcker ihr Gebäck auch heute noch in liebevoller Handarbeit her ­– das ganze Jahr über.

Belgisches Gebildbrot ist eine Vorläuferform der Printe Die Belgier stellten Gebildbrot in Form von Menschen und Tieren her

Religiöses Gebäck aus Belgien

Die Geschichte der Printen reicht weit zurück und findet ihren Ursprung im benachbarten Belgien. Bereits um das Jahr 1000 entstand in dem Städtchen Dinant eine Vorläuferform der Printe. Der Teig für das sogenannte "Gebildbrot" wurde zu religiösen Anlässen gebacken und in Gestalt von Tieren, Menschen oder anderen Figuren gepresst. So kam die Printe übrigens auch zu ihrem Namen: Das niederländische "prent" bedeutet "Bild" oder "Abdruck". Erst zwischen dem 16. und 17. Jahrhundert brachten zugewanderte Belgier den Teig und die Formen dann mit nach Aachen.

Aachener Printen mit Mandeln Erst im 19. Jahrhundert entstand die weiche Kräuterprinte in ihrer heutigen Form

Experimente mit Rübenzucker

Ohne Fett oder Eier hergestellt, war der Teig damals allerdings noch knochenhart. Dem französischen Kaiser Napoleon Bonaparte ist die heutige weichere Teigvariante zu verdanken. Im Jahr 1806 verhängte er eine Wirtschaftsblockade gegen das verfeindete England. Diese sogenannte Kontinentalsperre hatte zur Folge, dass die Printenbäcker keinen Wildblütenhonig oder Rohrzucker mehr aus England beziehen konnten. So kam es, dass die Aachener Printenbäcker mit Rübensaft und Rübenzucker improvisierten.

Angeblich war es Henry Lambertz, der schließlich die richtige Mischung entwickelte. Aus der Not geboren, entstand so im Jahr 1820 die Kräuterprinte. Diese viel weichere und zähere Teigmischung ließ sich zwar nicht in Formen pressen, sie eignete sich jedoch besser zur fabrikmäßigen Produktion – und ließ sich außerdem viel besser kauen. In Stücke geschnitten, konnten die Bäcker diese Variante auch leichter verschicken als die ursprüngliche Form. So stand dem Siegeszug der Printen auch über die Aachener Stadtgrenzen hinaus nichts mehr im Wege.