Feinstes Essen für eine reiche Familie

Königsberger Klopse, Kartoffeln und rote Bete
Die Königsberger Klopse sind laut einer Forsa-Umfrage das bekannteste regionale Gericht der deutschen Küche – angeblich kennen es 93% der Deutschen. Nur, was hat dieser Klops mit der Stadt Königsberg zu tun?
 

Wir befinden uns im Jahre 1810 in der Küche einer angesehenen Königsberger Kaufmannsfamilie. Dort bereitet Anna, die erfahrene Köchin, ein imposantes Abendessen im Auftrag des Herrn Konsul für geladene Kunden zu. Um seine Gäste nachhaltig zu beeindrucken und Ihnen etwas ganz Neues zu bieten, gibt der Dienstherr Anna Kapern in die Hand, die es zuvor noch nie gegeben hat.

Annas Geheimrezept

Anna, zu Beginn etwas vorsichtig, bereitet erst einmal eine klassische Brühe aus Wasser, Salz, Pfeffer- und Pimentkörnern, Lorbeerblättern, Karotten und Zwiebeln zu. Anschließend fügt sie mutig die neuartigen, scharfen Blütenknospen dazu. Um das Gericht so richtig aufzupeppen, nimmt Anna vom feinsten und teuersten Fleisch, das die Küche zu bieten hat: Kalb. Und macht Hackfleisch daraus. Daraus formt sie Klopse, die sie in diesem Sud ziehen lässt. Anschließend gibt sie den Sud und die Klopse in eine klassische Mehlschwitze, abgeschmeckt mit Zitronensaft. Zum Schluss verfeinert sie das Ganze mit Gewürzen, Eigelb und einem Schuss Sahne.

Königsberger Klopse, Kapern, Schüssel Königsberger Klopse hatten sich sehr schnell rumgesprochen

Der Klops wird bürgerlich

Die Gäste sind so begeistert, dass sich Annas Gericht schnell herumspricht und im Handumdrehen als Königsberger Klopse in die Geschichte eingeht. Durch die teuren Zutaten gilt es jedoch erst einmal als Luxusessen für reiche Herrschaften. Doch schnell variieren die „einfachen Leute“ Annas Rezept: Anstatt der teuren Kapern sorgt bald Ostseehering für den speziellen Geschmack. Das Kalbfleisch wird durch Schweinefleisch ersetzt. So verbreiten sich die Königberger Klopse im Nu nicht nur in Ostpreußen, sondern auch in Westpreußen und Posen sowie Polen und in Teilen des Baltikums.

 

Autor: Richard S. Beerbaum