Mehr als nur Dosenfutter

Leipziger Allerlei

So mancher kennt Leipziger Allerlei aus Kindertagen – es weckt meist keine guten Erinnerungen, wenn es aus der Dose kam. Dabei hat dieses Dosenfutter mit dem original Leipziger Allerlei gar nichts gemeinsam. In seiner Urform war es nämlich ein erlesenes Festessen.

Das Gericht besteht traditionell aus jungem Frühlingsgemüse: Erbsen, Karotten, Spargel, Blumenkohl und Kohlrabi werden mit Morcheln, Flusskrebsen und Semmelklößchen zubereitet. Früher nahm man statt Morcheln Lorcheln, allerdings sind diese bei zu kurzer Garzeit giftig. Als Alternative zu den Krebsen dient heute auch Mettwurst oder Krakauer.

 

Vom Arme-Leute-Essen zum Steuerbetrug

Erstmals schriftlich erwähnt wurde das Leipziger Allerlei 1745 im Kochbuch einer Leipzigerin. Weil es die Zutaten damals rund um Leipzig in Hülle und Fülle gab, war das Allerlei ein Arme-Leute-Essen. Um Leipzig lagen die dichtesten Auenwälder Europas. Hier breiteten sich jede Menge Pilze aus, auf dem fruchtbaren Ackerland rundherum wuchs das Gemüse und in Wasserläufen schwammen Flusskrebse.

Der Legende nach wurde das Leipziger Allerlei Anfang des 19. Jahrhunderts richtig berühmt: Nach den Napoleonischen Kriegen wollte man die reiche Stadt Leipzig nämlich vor Bettlern und Steuereintreibern schützen. Der Stadtschreiber Malthus Hempel schlug den Stadtvätern vor: „Verstecken wir den Speck und bringen nur noch Gemüse auf den Tisch, sonntags vielleicht ein Stückchen Mettwurst oder ein Krebslein aus der Pleiße dazu. Und wer kommt und etwas will, der bekommt statt Fleisch ein Schälchen Gemüsebrühe und all die Bettler und Steuereintreiber werden sich nach Halle oder Dresden orientieren.“ 

Delikatesse aus dem Ausland

Flusskrebse sind hierzulande selten geworden

Heute gelten die Zutaten, vor allem die Flusskrebse, als Delikatesse. Seit 1876 sind sie in Deutschland selten geworden, weil damals eine aus Nordamerika eingeschleppte Krebspest den Bestand schrumpfen ließ. So kommen die Krebse heute meist aus dem Ausland. Das Leipziger Allerlei ist trotzdem eine Spezialität Leipzigs geblieben – es schmeckt den Deutschen aber auch überall sonst in der Republik.