So schützen Sie Bewohner und Patienten vor Hitze

dummy Hitze stellt für Bewohner und Patienten ein großes Risiko dar.

Immer häufigere und längere Hitzeperioden sowie eine alternde Bevölkerung – das sorgt in Deutschland für immer mehr Hitzetote. Tatsächlich ermittelten Forscher schon 2018 rund 20.200 Todesfälle bei über 65-Jährigen im Zusammenhang mit Hitze. Eine Modellrechnung 120 internationaler Forscher in Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat ergeben: Nur in den zwei bevölkerungsreichsten Ländern der Welt, Indien und China, mit je 1,4 Milliarden Einwohnern, sterben mehr Menschen durch hohe Temperaturen. Das zeigt: Auch, wenn wir Hitze in Deutschland nicht als unmittelbare Gefahr wahrnehmen, stellt sie auch hierzulande ein enormes Gesundheitsrisiko dar. Wie Sie Bewohner und Patienten bei großer Hitze mit einer geeigneten Verpflegung bestmöglich schützen können, verrät Ihnen unsere Expertin Martina Walter-Kunkel. Mit vielen der Tipps schützen Sie zudem auch Ihr Personal. 

 

Was geschieht bei Hitze mit dem menschlichen Organismus? 

  • Jeder Körper reagiert auf Hitzebelastung anders. Wie stark der Körper belastet wird, hängt von der zu sich genommenen Flüssigkeitsmenge und der tatsächlichen Dehydrierung ab.
  • Hitze kann zu leichten / leichteren gesundheitlichen Beschwerden wie Kopfschmerzen und Schwindel führen.
  • Je nach Ausprägung der Symptome sind auch Krankenhauseinweisungen oder massive gesundheitliche Beschwerden sogar mit Todesfolge möglich

 

Achtung: Je länger eine Hitzewelle dauert, umso höher ist die Gesundheitsgefahr!

Auf Hitze reagiert unser Körper im Normalfall – das bedeutet, wenn keine gesundheitlichen Einschränkungen vorliegen – mit Schwitzen und Durst. Doch auch ohne Vorerkrankungen stellt sie eine enorme Belastung für den menschlichen Organismus dar. Denn der Körper muss ihr unter großer Anstrengung entgegenwirken, um seine Kerntemperatur im optimalen Bereich zu halten.

dummy Auch leichte Tätigkeiten können den Körper bei Hitze überanstrengen.

Diese Faktoren erhöhen das Risiko für hitzebedingte Gesundheitsprobleme

 

  • Ein schlechter Allgemeinzustand 
  • Das Alter bzw. der Alterungsprozess
  • Die Dauer des Aufenthaltes in großer Hitze
  • Körperlich anstrengende Tätigkeiten (z. B. Gymnastik oder Spaziergänge)
  • Fehlende Möglichkeit, Bedingungen zu ändern, beispielsweise Räume abdunkel, um die Sonneneinstrahlung zu minimieren

Darum ist Hitze für ältere Menschen ein besonders hohes Risiko

 

  • Ältere Menschen schwitzen weniger und später
  • Ältere Körper passen sich schwerer den Temperaturen an
  • Ältere Menschen trinken weniger, und zwar aus verschienden Gründen:
    • Sie haben weniger Durst oder vergessen das Trinken
    • Angst vor Toilettengängen
    • Schmerzen bei Bewegungsvorgängen
    • Benötigen Unterstützung
    • Angst vor dem Verschlucken

Hitzewelle in Aussicht: Treffen Sie diese Maßnahmen

  • Beachten Sie aktuelle Hitzewarnungen des Deutschen Wetterdienstes
  • Stellen Sie Ventilatoren und Klimageräte bereit
  • Prüfen Sie mögliche Verdunkelungen der Räume
  • Lüften Sie in den frühen Morgenstunden 
  • Halten Sie feuchte Tücher und Sprühflaschen gefüllt mit Wasser für Nacken, Arme und Gesicht bereit
  • Informieren Sie die Angehörigen, Pflegebedürftigen und das Personal
  • Binden Sie die Angehörigen mit in die Unterstützung ein
  • Verteilen Sie Informationen über Präventionsmaßnahmen in Ihrer Einrichtung
  • Stellen Sie Hinweisschilder auf,
    1. die zum Trinken animieren und
    2. auf die Trinkstationen hinweisen

Optimale Ernährung Ihrer Bewohner und Patienten während einer Hitzewelle

  • 1,5 Liter Flüssigkeit pro Tag sollten das Ziel sein. Schwarzer Kaffee oder Tee gelten schon lange nicht mehr als Flüssigkeitsräuber – auch sie sind erlaubt.
  • Passen sie den Speiseplan an die aktuelle Wettersituation an.
  • Bieten Sie wasserreiche Obst- und Gemüsesorten an (Melonen, Erdbeeren, Gurken, Zucchini, Tomaten, …).
  • Ersetzen Sie die warme Suppe durch eine Kaltschale, eine kalte Gemüsesuppe oder einen Smoothie.
  • Bieten Sie salzhaltige Brühen zum Trinken an.
  • Schenken Sie Kräuter- und Früchtetees aus, die mit etwas Kochsalz versetzt sind.
  • Reichen Sie Salzletten als Zwischenmahlzeit, um den durch das Schwitzen angeschlagenen Salzhaushalt aufzufüllen.
  • Führen Sie feste Trinkrituale ein.
  • Üben Sie Trinksprüche mit den Bewohnern und animieren Sie so zum Trinken.
  • Setzen Sie alkoholfreie Bowlen an, die die Bewohner von früher kennen (Ananasbowle, Erdbeerbowle) und strecken Sie diese mit Tonicwater.
  • Frieren Sie Obststücke und Saft zu Eiswürfeln ein und bieten diese zum Lutschen oder Temperieren der Getränke an.
  • Wasser schmeckt gleich viel besser, wenn Sie es z. B. mit frischer Minze, Zitronenmelisse, Orangen- oder Gurkenscheiben oder frischem Ingwer anreichern.
  • Gezuckerte Getränke wie Limonaden sollten Sie möglichst meiden.
  • Saftschorle aus Gemüse- oder Obstsaft sollten Sie lt. DGE im Verhältnis 1:3 mischen.
  • Südliche Länder machen es uns vor: An heißen Tagen sollte man keine eiskalten Getränke trinken.
  • Verwenden Sie größere Gläser.
  • Nutzen Sie Hilfsmittel wie Trinkhalme und Becher mit Griffen und Mehrweg-To-go-Artikel
  • Ersetzen Sie Süßspeisen wie Kuchen durch Eis oder gekühlte Trinkschokolade
  • Dicken Sie bei Bedarf die Getränke für Dysphagiepatienten an
  • Trinknahrung für Menschen mit Mangelernährung können auch gekühlt zum Einsatz kommen
  • Führen Sie Trinkprotokolle
  • Achten Sie besonders auf Hygienevorgaben
    • Kühlen Sie alle Speisen und Getränke ausreichend
    • Legen Sie lieber Speisen nach, als eine große Portion auf einmal anzubieten
    • Länger ungekühlte Speisen sollten entsorgt werden
    • Achten Sie beim Grillen auf ausreichende Erhitzung und Kerntemperatur der Speisen
Martina Walter-Kunkel
Über unsere Autoren
Martina Walter-Kunkel

Wenn es um Themen wie Hygiene, Krisenmanagement, passierte und pürierte Kost oder vegane Ernährung geht, ist Martina Walter-Kunkel sofort zur Stelle. Aufgrund ihrer jahrelangen Erfahrung – sowohl in der Praxis, als auch in der Theorie – ist sie eine echte Expertin auf vielen Gebieten. Seit 2010 steht sie nun der CHEFS CULINAR Akademie zur Seite und hilft mit ihrem großen Erfahrungsschatz und ihren speziellen Kenntnissen in der Seniorenverpflegung, der Schulverpflegung und im Bereich der vollwertigen, vegetarischen und veganen Ernährung.