Von Horst Rahe inspiriert

Der Unternehmer verrät sein Geheimnis für Erfolg

Aida-Erfinder Horst Rahe am Hamburger Hafen Horst Rahe sieht die Dinge mit den Augen des Gastes

Was für ein Leben: Horst Rahe hat in Texas nach Öl gebohrt und mit der Aida-Idee die Kreuzfahrtbranche revolutioniert: Er kaufte 1993 mit seinem Kompagnon Nikolaus F. Schües von der Reederei Laeisz das hochdefizitäre DDR-Kombinat Deutsche Seereederei. Sie verpflichteten sich, 2.200 von 3.000 Stellen zu erhalten und 1,5 Milliarden Euro zu investieren. Das gelang mit dem Neubau der 1996 fertiggestellten AIDA – Das Clubschiff. 1998 war das Unternehmen in der Gewinnzone und wurde ein Jahr später an die britische P&O verkauft. Nun setzt Horst Rahe neue Ideen um – für die Zukunft der Hotellerie.

Innenaufnahme vom Hotel Im Hotel "Paradies" in der Schweiz wird ungezwungener als früher gekocht – den Gästen gefällt's

"Ich habe eine einfache Philosophie", sagt Horst Rahe. "Ich mache nur Dinge, die wie das Zähneputzen sind. Was jeder versteht, was jeder kann und immer wieder tut." Essen und trinken zum Beispiel. Wohnen und leben. In den Urlaub fahren. Alles Dinge, die "nie von einem Roboter ersetzt" werden. Man muss sich eben an dem orientieren, was die Menschen suchen, die Gäste und Kunden. Nicht an dem, was die Köche in den Küchen gern machen würden. Eine Gratwanderung? Na klar. Aber Rahe ist nicht der Typ, der Auseinandersetzungen aus dem Weg geht.

Nicht geizig – aber sparsam

Rahe ist ein Pragmatiker. Ein Selfmademan aus einfachsten Verhältnissen, in Hannover geboren. Als Kind den Krieg er- und überlebt. Hunger, Hoffnung, Aufbruch – es ist die Zeit von Fleiß und Ehrgeiz, die einen bescheidenen, bodenständigen Mann hervorbringt. Nicht geizig, aber sparsam.

"Ich brauche nicht viel Geld", sagt er. Die Möbel in seinem neuen Büro neben der Hamburger Elbphilharmonie hat er 1976 als Antiquitäten gekauft und seitdem immer mitgenommen. Den hanseatischen Partnerschreibtisch aus dem 19. Jahrhundert zum Beispiel – eine Investition fürs Leben. Nachhaltig würde man heute sagen. Horst Rahe ist mehr als 50-mal mit der Concorde über den Atlantik geflogen, hat bei Mach 2 Zeit gespart und fährt Audi. Er wohnt in Rissen, nicht in Blankenese, und verliert kein Wort darüber, dass ihn Wikipedia zu den 600 reichsten Deutschen zählt. Geld, das er nicht geerbt oder gewonnen, sondern sich selbst erarbeitet hat.

Außenansicht des Hotels Das "Henri" in Hamburg ist eine Mischung aus Hotel und Boardinghouse

Wirtshaus oder Gasthaus?

Und wie? Indem man den Unterschied zwischen Wirtshaus und Gasthaus erkennt, sagt Rahe. "Im Wirtshaus sagt der Wirt, was es wann zu essen gibt, im Gasthaus entscheidet das der Gast." Für Rahe ist völlig klar: Warum soll man ein paar tausend Millionäre auf der Welt beeindrucken wollen, wenn man stattdessen für 80 % der Menschheit kleine Träume in Erfüllung gehen lassen kann?

Horst Rahe setzt auf Vertrauen – und auf neue Ideen. Mit dem "Henri" hat er eine Mischung aus Hotel und Boardinghouse für Großstädte entwickelt, in dem sich der Gast einfach am Kühlschrank bedient. Sharing Economy: 2 Bier herausnehmen, auf einen Zettel schreiben, Prost! "Wir haben 2 % Schwund", sagt Rahe, "Menschen verhalten sich ehrlicher, wenn man ihnen mit Vertrauen begegnet." Und: Die 2 % sind mit den eingesparten Personalkosten mehr als schnell wieder drin. "Denken Sie mal an den typischen Vormittag im Hotel. Da steht einer, kontrolliert Sie und schreibt auf, wer welche Zimmernummer hat. Das kann man sich sparen! Dann isst halt mal ein blinder Passagier mit – na und?" Großzügig im Kleinen, kleinlich im Großen: Auch so eine Horst-Rahe-Maxime.

Weniger Gerenne, mehr Produktivität gelten für Horst Rahe auch in der Küche: Weg mit den alten Zöpfen! Also kommt die Ente nicht mehr mit glasierten Möhrchen, die nach dem Tranchieren abgetragen werden. "Spart 12.000 Euro im Jahr", sagt Horst Rahe. "Denn wir machen 3.000 Enten im Jahr. Und ja, ich bin der Sternekiller", fügt er hinzu und wechselt das Thema. Auf Sylt, im "Paradies" und in Kitzbühel hat er die Auszeichnungen zurückgegeben. Seither wird immer noch gut gekocht, aber eben nicht nach dem Gusto der Kritiker, sondern dem der Kunden. Kabeljau statt Kaviar! "Unsere Gäste sind zufriedener als früher", sagt Rahe. "Wir kochen einfacher, ungezwungener." Das war schon zu Aida-Zeiten eines der Erfolgsrezepte. "Damals haben wir uns gefragt: Was wollen die Gäste? Den livrierten Kellner, der ein Würstchen bringt oder zum gleichen Preis den Hummer vom Buffet, wo man sich selbst bedient?"

Im Grunde könnte Horst Rahe noch viel mehr Projekte umsetzen. Aber das Thema Personal bremst auch ihn. "Junge Menschen wollen nach Berlin, nicht nach Fehmarn", sagt er. "Aber wir müssen auch so ehrlich sein, dass die Branche zu schlecht zahlt und falsch ausbildet. Wir zum Beispiel brauchen Urlaubs-Spezialisten und nicht nur Fachkräfte für Business-Hotels, in denen die Leute ja eh übernachten müssen." Im Ausland gäbe es diese Fachkräfte: Physiotherapeuten aus China, Köche aus Indien, im Weiterbildungsbereich kooperiert Rahe auch mit internationalen Partnern – aber ins Land holen darf er die Menschen nicht. "Das ist etwas, was mich sehr ärgert. Als ob man einem Deutschen einen Job wegnehmen würde. So eine dumme Angst!"

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Gemütlich ist's im Hotel "Henri" in Berlin
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Eingebettet in eine malerische Landschaft liegt das Hotel "Paradies" in der Schweiz
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Die Bar im Louis C. Jacob in Hamburg lädt zum Verweilen ein
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Von der Restaurant-Terrasse des A-ROSA hat man einen wunderbaren Blick auf den Scharmützelsee in Brandenburg
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Ein Blick aufs Louis C. Jacob von der Elbe aus
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Traumhaft: der Außenpool des A-ROSA in Travemünde