Food-Bowls

Dieser Trend lässt Teller alt aussehen

Food-Bowls sind absolut im Trend Im ma'loa kann sich der Gast seine Bowl individuell zusammenstellen lassen

Wenn schon Prinz Harry und seine Meghan ihren erlauchten Gästen statt eines royalen Hochzeitsdinners lieber Bowls auftischen, dürfte klar sein: Die Schüsseln, in denen nach dem Baukastenprinzip Fleisch, Tofu oder Fisch mit oder ohne Reis samt Grünzeug und Toppings aufgetürmt werden, sind längst en vogue. Und in der Tat: Bowl-Bars schießen in deutschen Städten momentan wie Pilze aus dem Boden. Schnell, lecker und gesund – auf der Genuss-Welle lässt es sich derzeit eben besonders gut reiten.

Der Trend selbst kommt gerade von der Surferinsel Hawaii herübergeschwappt, wo die Einheimischen traditionell ihr Poke aus der Schüssel essen. Klassischerweise besteht es aus rohem Fisch, Shoyu-Sojasoße und Sesamöl.

Auf dem Eiland hat auch Daniel Brandes die Liebe zum Pazifik-Klassiker entdeckt. Nach seiner Rückkehr ins heimische Berlin eröffnete der 22-Jährige vor einem Jahr das ma’loa an den Hackeschen Höfen. Mit Erfolg: Gerade werden in der Hauptstadt zwei zusätzliche Filialen fertig, eine weitere in Köln. Und der Junggastronom plant, seine Idee nach dem Franchise-Prinzip künftig weiter auszubauen. Bei dem Konzept steht wie bei vielen anderen Bowl-Bars die Individualisierung im Vordergrund: Im ma’loa kann sich der Gast den Inhalt seiner Schale selbst zusammenwünschen. Zunächst kommt die Basis, zum Beispiel Reis oder Zucchininudeln. Dann der Ahi Tuna, etwas Hähnchen oder Bio-Tofu. Als Mixed-Ins gibt’s etwa Gurke, Zuckerschoten oder Ananas, als Flavour unter anderem Sesam- oder Erdnusssoße. Toppings wie Nüsse, Kimchi oder Quinoa können dazu bestellt werden. „Im Prinzip haben wir das Poke-Prinzip einfach um westliche Standards erweitert“, sagt Brandes. Vegetarische Bowls kosten ab 7,50, mit Fisch oder Fleisch ab 9,50 Euro.

Klaus Ommer – Consulting-Experte von CHEFS CULINAR Die Food-Bowls sind variierbar und dazu noch gesund – „das trifft den Nerv der Zeit“, sagt Klaus Ommer

Schnell und Gut: In dieser Einfachheit liegt auch die größte Stärke der Schüsselgerichte, weiß Klaus Ommer, Consultor bei CHEFS CULINAR. Bowls können gut vor- und entsprechend schnell zubereitet werden. Die Zutaten sind unendlich variierbar und dann auch noch gesund – „das trifft den Nerv der Zeit“, sagt der Gastronomieberater. Allerdings brauche das Konzept wegen der nötigen Aufgeschlossenheit der Zielgruppe Urbanität. „Bowl-Bars haben häufig wenig Sitzplätze, da sind eine hohe Frequenz und das To-go-Geschäft wichtig“, sagt Ommer. Wenn der Standort passt, eigne sich das Modell prima für ein Ganztageskonzept: mittags Business-, abends Jungvolk. So ähnlich läuft das auch im ma’loa, wobei zu Brandes zusätzlich noch Touristen kommen. Tendenziell haben es übrigens eher Frauen als Männer auf Schalenkost abgesehen.

Beim Thema Wareneinsatz spielen Qualität und Frische eine wichtige Rolle. „Den Fisch braucht man in Sushi-Qualität“, sagt Ommer. Andererseits spare man durch die vergleichsweise günstigen Basisprodukte wie Reis, Nudeln oder Salatblätter. „Der Königsweg wäre sicherlich, ein Angebot zu kreieren, das noch Lust auf Vor- und Nachspeise macht“, so der Berater. Frittierte Shrimps mit Dip zum Beispiel. Oder Süßes aus dem Gläschen. Durch ihre leichte Handhabe haben Bowls laut Ommer zudem auch für ganz andere Gastronomiebereiche Potenzial. „Das Prinzip kann auch als zusätzliches Angebot in Kantinen, an Hotelbüfetts oder in der Tagesverpflegung funktionieren.“ Oder eben als Spartenofferte in Fast-Casual-Dining-Lokalen wie etwa den Münchener Cotidiano-Restaurants, deren Karte darauf ausgerichtet ist, für jede Tageszeit eine passende Mahlzeit bereitzuhalten. Im Leipziger Upper West hat man indes das Bowls-Angebot zusätzlich zu einer Burgerkarte gesetzt. Praktisch: „So werden sowohl diejenigen, die Lust auf Deftiges haben, als auch die mit Appetit auf leichte Kost fündig“, sagt Geschäftsführer Frank Frommhold.

Auch wenn Bowl-Bars gerade boomen – Ommer rät zur Umsicht: „Ich denke, es wird langfristig gesehen eher eine Nische bleiben.“ Da ist ma’loa-Gründer Daniel Brandes optimistischer. „Poke hat mich fasziniert und gefesselt – warum soll es anderen nicht auch so ergehen?“