Wie nachhaltig ist vegane Ernährung?
Ernährungsweisen im Vergleich
Bei dem, was auf unseren Tellern landet, geht es nicht nur um Genuss und darum, satt zu werden. Bei der Auswahl unserer Ernährungsweise und damit der Lebensmittel, die wir konsumieren, spielt immer mehr auch Nachhaltigkeit eine Rolle. Eins ist klar: Je mehr Menschen auf der Erde leben, desto mehr wird gegessen. Und je mehr gegessen wird, desto mehr Nahrung muss produziert werden. Bei unserem Bevölkerungswachstum reichen die Agrarflächen allerdings nicht mehr lange aus. Das Ziel sollte also darin bestehen, von möglichst kleinen Ackerflächen so viele Menschen zu ernähren, wie es geht. Zwangsläufig stellt sich dabei die Frage: Mit welcher Ernährungsweise ist das am besten möglich? Vegan, vegetarisch oder sogar doch mit Fleisch? Wir haben uns für Sie auf Spurensuche begeben – mit einem überraschenden Ergebnis.
Der Veganismus und seine Ökobilanz
Neben der Industrie und dem Verkehr produziert die Landwirtschaft sehr viele CO2- und Methan-Emissionen. Das liegt insbesondere am Futteranbau – und zwar nicht am Anbau von Futter für uns, sondern von Futter für die Tiere, deren Fleisch wir essen. 70 Prozent der globalen Agrarflächen werden dazu genutzt, Fleisch und Milch zu erzeugen. Obwohl der Mensch im Schnitt nur 18 Prozent seines Kalorienbedarfs aus tierischen Produkten zieht.
Das A und O einer gesunden Ernährung sind Obst und Gemüse. Bei deren Anbau ist jedoch häufig Vorsicht geboten: gerade exotische Gemüse- und Obstsorten benötigen deutlich mehr klimaschädliche Ressourcen für Anbau und Transport als regionale und saisonale Lebensmittel. Solange man auf Regionalität und Saisonalität achtet, bleibt aber meist nichts zu befürchten. Diskutiert wird auch häufig die Frage, inwiefern der Verzehr von Soja und Tofu für die Abholzung des Regenwaldes verantwortlich ist. Zumindest zum Bio-Fleischersatz gibt es hier Entwarung – er kommt meistens aus Deutschland und anderen EU-Ländern.
Auf den ersten Blick wäre es daher deutlich umweltfreundlicher, die angebauten Pflanzen direkt selbst zu essen. Demnach wäre es also am besten für unsere Umwelt, wenn sich alle Menschen ab sofort vegan ernähren, richtig? So einfach ist es dann leider doch nicht.
US-amerikanische Studie: Vegan ist gut, aber nicht am nachhaltigsten
Eine Studie von sechs US-amerikanischen Forscherinnen und Forschern untersuchte die Frage, wie sich die Menschheit in Zukunft ernähren müsste, um die wachsende Bevölkerung satt zu bekommen und die bestehenden Ressourcen gleichzeitig nicht zu zerstören – die landwirtschaftlichen Flächen also möglichst effizient zu nutzen. Hierzu verglichen die Forscherinnen und Forscher zehn verschiedene Ernährungssysteme auf ihre Nachhaltigkeit und Effizienz – anhand der US-amerikanischen Bevölkerung als Beispielmodell für weitere Regionen der Welt. Die miteinander verglichenen Ernährungsweisen reichten von konventioneller, fleischlastiger Ernährung über vegetarische Mischformen bis hin zu veganer Ernährung.
Wenig überraschend: Diejenigen Ernährungssysteme, in denen weniger Fleisch gegessen wird, sind erst einmal nachhaltiger als diejenigen, in denen mehr Fleisch gegessen wird. Etwas überraschender dagegen: Die vegane Ernährung landet lediglich auf Platz 5 von 10. Deutlich nachhaltiger seien der Studie zufolge die lacto-vegetarische Ernährung (Verzehr von Milchprodukten, jedoch keine Eier, kein Fleisch und kein Fisch) sowie die ovo-lacto-vegetarische Ernährung (Verzehr von Milchprodukten und Eiern).
Das Ergebnis: Eine vegane Ernährung ist nicht die nachhaltigste und effizienteste Variante, um auf lange Sicht möglichst alle Menschen satt zu machen. Warum das so ist? In der Landwirtschaft sind zahlreiche Böden nicht dazu in der Lage, Obst und Gemüse gedeihen zu lassen – im Gegensatz jedoch zu Gras. Riesige Weideflächen würden im Falle einer globalen veganen Ernährung ungenutzt bleiben. Effizient genutzt werden können diese Flächen ausschließlich für die Haltung von Tieren. Ein weiterer wichtiger Punkt: Traditionelle Nahrung sowie Mangel- und Überernährung in vielen Regionen der Erde müssen in jedem Fall mitberücksichtigt werden.
Flexitarisch – der Mix macht's
Am nachhaltigsten für Mensch und Umwelt ist also eine Mischform der Ernährung. Dennoch: Der Anteil an tierischen Lebensmitteln sollte nicht zu hoch sein. Auch, wenn eine vegane Ernährungsweise nicht von jetzt auf gleich die Welt rettet, ist eine Reduzierung des Konsums von Fleisch und anderen tierischen Produkten sehr nachhaltig. Und nicht nur das: Auch gesundheitlich spielt der bewusste Umgang eine Rolle. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung sowie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfehlen 300 bis 600 g Fleischprodukte – und zwar pro Woche.
Sie sehen: Man kann auch klein anfangen. Fleisch-Liebhaber müssen nicht von jetzt auf gleich zu Veganern werden. Viel wichtiger ist es erst einmal, tierische Lebensmittel zu reduzieren und mehr auf pflanzliche Lebensmittel zu setzen. Der Konsum von weniger tierischen Nahrungsmitteln führt zu deutlich weniger Emissionen, er verkleinert merklich den ökologischen Fußabdruck und ist darüber hinaus gesund.